
Regelmäßige Krafttests zur Erfolgskontrolle sind aus mehreren Gründen wichtig – sowohl im Training als auch in der Rehabilitation:
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Objektive Messung des Fortschritts
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Subjektives Empfinden („ich fühle mich stärker“) täuscht oft. Krafttests liefern messbare Daten, mit denen man Fortschritte klar belegen kann.
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Das motiviert, weil man schwarz auf weiß sieht, dass sich Training auszahlt.
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Individuelle Trainingssteuerung
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Kraftwerte zeigen, ob Trainingspläne zu leicht oder zu schwer sind.
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Nur wenn Belastung und Fortschritt zueinander passen, kommt es zu optimalen Anpassungen (Prinzip der Progression).
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Verletzungsprophylaxe
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Ungleichgewichte zwischen Muskeln oder Seiten (z. B. linkes und rechtes Bein) können erkannt werden.
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Werden sie rechtzeitig ausgeglichen, sinkt das Risiko für Überlastungen oder Verletzungen.
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Rückmeldung für Trainer oder Therapeuten
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Besonders in Reha oder Leistungssport ist es wichtig zu sehen, ob Maßnahmen wirken.
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Tests liefern eine fundierte Grundlage, um Trainingsprogramme anzupassen.
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Motivation & Zielorientierung
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Regelmäßige Überprüfung schafft klare Etappen-Ziele.
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Erfolgserlebnisse steigern die Motivation und fördern die Trainingskontinuität.
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👉 Kurz gesagt: Ohne Tests trainiert man im Blindflug. Mit Tests kann man Training optimieren, Überlastungen vorbeugen und Erfolge sichtbar machen.
🔎 Häufige Testverfahren im Krafttraining
1. 1RM-Test (One Repetition Maximum)
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Was: Maximales Gewicht, das man genau einmal technisch korrekt bewegen kann.
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Zweck: Goldstandard für Maximalkraft.
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Vorteile: Einfach, sehr praxisnah, direkte Aussage über Kraftniveau.
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Nachteile: Verletzungs- und Überlastungsrisiko, nur für Fortgeschrittene geeignet.
2. Submaximale Tests / Wiederholungsmaxima (z. B. 3RM, 5RM, 10RM)
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Was: Gewicht, das für eine bestimmte Anzahl Wiederholungen bewegbar ist.
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Zweck: Indirekte Schätzung des 1RM, weniger belastend.
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Vorteile: Sicherer, leichter in der Praxis durchführbar.
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Nachteile: Schätzformeln können je nach Person ungenau sein.
3. Isometrische Krafttests
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Was: Messung der Kraft gegen einen unbeweglichen Widerstand (z. B. Isokinetik-Gerät, Handdynamometer).
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Zweck: Objektive Erfassung von Maximalkraft und Seitenverhältnissen.
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Vorteile: Sehr sicher, präzise Messungen, gut in Reha.
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Nachteile: Weniger alltags- bzw. sportnah.
4. Sprungtests (Explosivkraft)
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Beispiele: Countermovement Jump (CMJ), Squat Jump, Drop Jump.
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Zweck: Beurteilung von Schnellkraft und Reaktivkraft.
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Vorteile: Einfach, mit Sprungmatte oder App messbar.
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Nachteile: Technik beeinflusst Ergebnis stark.
5. Funktionelle Tests
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Beispiele: Plank-Hold, Klimmzüge max., Push-ups max., einbeinige Kniebeugen.
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Zweck: Kombination aus Kraft, Stabilität und Ausdauer.
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Vorteile: Praxisnah, ohne Geräte durchführbar.
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Nachteile: Schwierig standardisierbar.
6. Isokinetische Tests (Labor)
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Was: Kraftmessung über den gesamten Bewegungsradius bei konstanter Geschwindigkeit (z. B. Knie- oder Schultergelenk).
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Zweck: Sehr detaillierte Analyse von Kraft und Dysbalancen.
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Vorteile: Höchste Genauigkeit.
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Nachteile: Teure Geräte, nur in Leistungsdiagnostik/Reha üblich.
📌 Praxis-Tipp:
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Für Fitness & Breiten-Training reichen meist 1RM-Schätzungen oder funktionelle Tests.
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In Reha & Leistungssport sind isometrische oder isokinetische Tests sinnvoll, um Dysbalancen zu erkennen.
🏋️ Praktisches Krafttest-Set
1. 1RM-Schätzung für Grundübungen
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Übungen: Kniebeuge, Bankdrücken, Kreuzheben
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Methode:
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Aufwärmen mit leichtem Gewicht
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3–5 Wiederholungen mit moderatem Gewicht
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Mit Formel (z. B. Epley: 1RM=Gewicht×(1+0,0333×Wiederholungen)1RM = Gewicht × (1 + 0,0333 × Wiederholungen)) den 1RM schätzen
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Zweck: Maximalkraft grob erfassen, Fortschritt dokumentieren
2. Push-ups / Klimmzüge max.
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Push-ups: Maximale Wiederholungen in guter Technik
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Klimmzüge: Maximale Wiederholungen
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Zweck: Oberkörperkraft & funktionelle Kraft
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Vorteil: Kein Equipment nötig (außer Klimmzugstange)
3. Plank-Hold
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Methode: Unterarmstütz so lange wie möglich halten
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Zweck: Rumpfstabilität & Core-Kraft
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Messung: Zeit stoppen, Fortschritt über Wochen vergleichen
4. Sprungtest (Beinexplosivität)
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Übung: Countermovement Jump (CMJ)
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Methode: Hände an Hüfte, tief in Hocke, dann maximal hoch springen
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Messung: Höhe entweder per Sprungmatte oder Smartphone-App
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Zweck: Schnellkraft Beine
🔹 Tipps für die Durchführung
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Immer gleiche Bedingungen (gleiche Tageszeit, Aufwärmen, Equipment).
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Ergebnisse dokumentieren (Tabelle oder App).
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Veränderungen über 6–8 Wochen auswerten – Training anpassen, wenn Fortschritt stagniert.
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Technik immer priorisieren – nur saubere Ausführung zählt!